Sintern
Vom Pulver zum dichten Bauteil
Beim Sintern werden über ein Wärmebehandlungsverfahren lose gebundene Pulveransammlungen in einen festen Verbund überführt. Im Detail bezeichnet das Sintern alle physikalischen Vorgänge die zum vollständigen Verschmelzen der Pulverpartikel zu einem bis zu 100% der theoretischen Dichte dichten Bauteil führen.
Beim Pulverspritzgießen wird dabei ein sogenanntes
dispersives System (Grünteil) beim Sintern in einen stabileren Zustand
und weniger porösen Körper überführt.
Es wird bei keramischen und
metallischen Pulvern, wie auch bei Metalllegierungen verwendet. Das
Sintern beim Pulverspritzgiessen unterscheidet sich zum "normalen"
Sintervorgang prinzipiell nicht. Durch eine geeignete Temperaturführung
werden sehr gute Dichten bzw. Festigkeiten erreicht. Die Schwindung kann
zuvor berechnet werden und somit ist es möglich Bauteile gezielt
herzustellen. Der Antrieb der Sinterung, also des Zusammenschmelzens der
Partikel zu einem festen Bauteil, ist die Differenz der freien
Grenzflächenenergie zwischen Anfangs- und Endzustand.
Die Mechanismen
des Differenzausgleichs bestehen bei homogenen Pulvern (d. h. einphasige
Systemen) aus der Reduzierung aller äußeren und inneren
Begrenzungsflächen. Zu den „äußeren Begrenzungssflächen“ gehört die
Außenkontur des Bauteils, sowie die Wände von außen zugänglichen Poren.
Im Gegensatz dazu fasst man die durch die Außenkontur eingeschlossenern
Porenoberflächen als „innere Oberflächen“ zusammen.
Ein weiterer
grundlegender Antrieb des Sintervorgangs ist der Abbau von
Strukturdefekten durch die Umbildung des beim Spritzgiessen
geschlossenen mechanischen Pulververteilungskontaktes zu
Großwinkelkorngrenzen. Auf Grund der Vielzahl physikalischer Vorgänge
und Teilprozesse beim Sintern, die von Temperatur, Zeit sowie anderen
Einflussfaktoren abhängen, existiert keine geschlossene physikalische
Formel, die den Prozess als Ganzes zu beschreiben vermag. Daher ist es
aktuell nicht möglich vorab konkrete Voraussagen auf
die Eigenschaften der Sinterbauteile zu machen. Für die Praxis ist das
jedoch nicht immer erforderlich. Auch hier liegt, wie immer, das
Know-how bei dem Prozessanwender.
Die allgemeine Form des Sinterprozesses besteht aus einer
nichtisothermen Aufheizphase und einer anschließenden isothermen
Verweildauer bei Sintertemperatur. Anschließend wird das mehr oder
weniger dicht gesinterte Bauteil kontrolliert bei langsamer Abkühlrate
auf Raumtemperatur gebracht. Für Wärmebehandlungseffekte kann es
sinnvoll sein das Bauteil auch schnell Abkühlen zu lassen.
[ Zurück ]